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Produkttests: Nutzerorientiert zu mehr Produkterfolg

Zuletzt aktualisiert: 12. Dezember 2023
Produkttest: Zwei Frauen sitzen auf dem Boden und testen Make-up.

Wer würde nicht gerne in die Köpfe der Kund:innen blicken und genau verstehen, was sie von einem Produkt erwarten? Genau hier setzen Produkttests an – sie sind das Fenster in die Gedankenwelt der Verbrauchenden. Insbesondere wenn diese in den eigenen vier Wänden der Testpersonen durchgeführt werden. Effektive Produkttest können helfen, ein neu entwickeltes Produkt umfassend zu prüfen oder ein Bestehendes zu optimieren.   

Bedeutung von Produkttests und strategischer Nutzen 

Produkttests ermöglichen Unternehmen, direktes und unverfälschtes Feedback von potenziellen Kund:innen zu erhalten: Die Zielgruppe testet, bewertet und gibt Rückmeldung , bevor ein Produkt  auf den Markt kommt. 

Ziel ist, ein tiefes Verständnis für die Bedürfnisse, Wünsche und Erwartungen der Verbrauchenden zu entwickeln - noch bevor ein Produkt in die Massenanfertigung geht.

Produkttests dienen einerseits zur Risikominimierung vor der Markteinführung, aber auch zur langfristigen Kundenbindung, Wettbewerbsfähigkeit und Wertschöpfung. Sie sind ein Schlüsselwerkzeug, um Produkte zu entwickeln, die nachhaltig in der Gunst der Verbrauchenden stehen.

Arten von Produkttests in der Marktforschung

Es gibt verschiedene Arten von Produkttest. Gängig sind Geschmackstests bei neuen Lebensmittelprodukten oder Usability-Tests bei Werkzeugen und Geräten. Diese und weitere Tests sind: 

1. Geschmackstests: Besonders relevant in der Lebensmittel- und Getränkeindustrie. Hier bewerten Teilnehmende den Geschmack, das Aroma, die Textur und andere sensorische Eigenschaften eines Produkts. Diese Tests sind entscheidend, um Artikel wie neue Snackvarianten oder Getränke zu optimieren.

2. Leistungstests für technische Produkte: Bei diesen Tests steht die Funktionsfähigkeit im Vordergrund. Beispielsweise könnten Autoteile auf ihre Haltbarkeit, Leistung und Sicherheit hin überprüft werden. Solche Tests sind entscheidend in Branchen, in denen Sicherheit und Zuverlässigkeit unabdingbar sind, wie in der Automobilindustrie.

3. Benutzerfreundlichkeitstests (Usability-Tests): Hierbei wird geprüft, wie einfach und intuitiv Produkte zu verwenden sind. Dies ist besonders wichtig bei elektronischen Geräten, Software oder Webseiten, um sicherzustellen, dass sie für den Endverbraucher problemlos bedienbar sind.

4. Verpackungstests: Diese Tests bewerten, wie gut eine Verpackung das Produkt schützt, wie ansprechend sie für Konsument: innen ist – und wie einfach sie zu öffnen sowie zu verwenden ist. In Bereichen wie Kosmetika oder Lebensmittel kann die Verpackung eine entscheidende Rolle bei der Kaufentscheidung spielen.

5. Haltbarkeits- und Stabilitätstests: Bei diesen Tests geht es darum, wie gut ein Produkt über einen längeren Zeitraum hinweg seine Qualität beibehält. Das ist besonders bei langlebigen Konsumgütern relevant, wie Haushaltsgeräten oder Möbeln sowie bei pharmazeutischen Produkten (Stichwort: Konservierung).

Settings von Produkttests

Je nach Produkttest nutzt man verschiedene Settings und Kontexte, um möglichst viele Informationen über den zu prüfenden Gegenstand zu erfahren: von Studio-Test über in-Store-Tests bis Test, die im häuslichen Umfeld von Konsument:innen stattfinden.

Bei einem Studiotest werden die Testpersonen in ein kontrolliertes Labor oder einen simulierten Raum eingeladen, wo sie das Produkt unter standardisierten Bedingungen verwenden. Das ist vor allem für Produkte geeignet, die eine hohe Präzision oder Sicherheit bei der Anwendung erfordern, wie zum Beispiel Medikamente, Technik oder Werkzeuge.

Beim In-Store-Test können Testpersonen ein Produkt bei einem Einkauferlebnis in einem realen oder nachgebauten Geschäft testen. Solche Tests lohnen sich für Produkte, die eine hohe Sichtbarkeit oder Attraktivität am Point of Sale haben, wie zum Beispiel Verpackungen, Displays oder Werbematerialien.

In-Home-Tests finden in der eigenen häuslichen Umgebung der Testpersonen statt.  Das kann für Produkte sinnvoll sein, die eng mit dem individuellen Lebensgefühl, den Gewohnheiten oder den Gefühlen der Testpersonen verbunden sind, wie beispielsweise Kosmetik, Lebensmittel oder Haushaltsgeräte.

Bei Online-Tests nehmen die Testpersonen über das Internet oder über eine App teil. Für Produkte, die eine hohe Digitalisierung oder Interaktivität aufweisen, wie zum Beispiel Software, Spiele oder Webseiten, ist die Methode besonders wertvoll.

Typischer Projektablauf von Produkttests

Produkttests verlaufen nach einem systematischen Prozess, der in mehreren Schritten erfolgt, um möglichst verlässliche und aussagekräftige Ergebnisse zu erzielen.

  1. Zielgruppendefinition: Zunächst wird die Zielgruppe definiert, die repräsentativ für die potenziellen Nutzer:innen des Produkts sein sollte.
  2. Entwicklung Testdesign: Anschließend folgt die Entwicklung des Testdesigns, das die Art des Tests (z.B. Blindtest oder Vergleichstest), die Testdauer und die spezifischen zu bewertenden Aspekte des Produkts festlegt.
  3. Datenerhebung Während des Testzeitraums sammeln die Forscher:innen Daten durch Beobachtungen, Befragungen, Fokusgruppen oder digitale Feedback-Tools.
  4. Analyse und Interpretation: Diese Daten werden dann analysiert, um Erkenntnisse über die Stärken und Schwächen des Produkts, die Benutzererfahrung und Verbesserungsmöglichkeiten zu gewinnen.
  5. Ergebnispräsentation: Schließlich werden die Ergebnisse aufbereitet und präsentiert, oft mit Empfehlungen für konkrete Produktanpassungen oder Marketingstrategien.

 In-Home-Tests im Fokus

In-Home-Produkttests bieten eine einzigartige Gelegenheit, um detaillierte Einblicke in die tatsächliche Nutzung und Wahrnehmung eines Produkts im Alltag der Konsument:innen zu erhalten. Diese Art von Tests sind besonders wertvoll, da sie es den Verbrauchenden erlauben, in ihrer gewohnten Umgebung und im Rahmen ihrer täglichen Routinen das Produkt zu testen. 

Dadurch können Unternehmen authentisches Feedback über die Anwendung, Funktionalität und Benutzerfreundlichkeit des Produkts sammeln.

Beispiel für einen In-Home-Produkttest

Ein Lebensmittelhersteller testet eine neue Bio-Backmischung für Vollkornbrot mit einem Produkttest, der bei den Testpersonen zu Hause stattfinden soll. 

Eine Gruppe von Haushalten, die sich für gesunde Ernährung und Backen interessieren, erhält die Backmischung. Über einen Zeitraum von zwei Wochen verwenden sie die Mischung und bewerten Faktoren wie Geschmack, Zubereitungseinfachheit und Gesamtzufriedenheit mit dem Produkt.

Ein Online-Fragebogen sammelt nach jedem Backvorgang ihr Feedback. Die Ergebnisse des In-Home-Tests liefern dem Hersteller wichtige Einsichten für eventuelle Produktanpassungen vor der Markteinführung.

Fazit

Produkttests, insbesondere In-Home-Tests, sind mehr als nur ein Instrument in der Marktforschung – sie sind ein Dialog mit den Verbraucher:innen. Sie dienen als essenzielle Schnittstelle zwischen Unternehmen und Konsumentenbedürfnissen, indem sie realitätsnahe Einblicke in die Produktanwendung liefern.

In einer zunehmend kundenorientierten Geschäftswelt bilden Produkttests den Schlüssel, um marktfähige Produkte zu entwickeln, die sowohl den Marktbedürfnissen gerecht werden als auch bei den Verbrauchern Anklang finden.

Headerbild: Junessa Rendon / Canva 

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