Beamten-Beleidigung wird Kompliment: Recruiting-Kampagne der Bundespolizei
Zuletzt aktualisiert: 2. Februar 2023 02. Februar 2023 | Fabian OppelDer Fachkräftemangel ist in allen Branchen zu spüren. Aber nicht allein Unternehmen, sondern auch öffentlicher Dienst und Behörden suchen händeringend nach neuen Mitarbeitenden. Ganz konkret ist auch die Bundespolizei davon betroffen. Mit einer neuen Social-Media- und Plakat-Kampagne wird nunmehr versucht, ein wenig Abhilfe zu schaffen: Auf den Motiven werten Polizist:innen, also die Testimonials, eine pauschale Beschimpfung positiv um.Bundespolizei sucht NachwuchsRund 55.000 Menschen arbeiten bei der Bundespolizei. Die größten Aufgabengebiete der Sicherheitsbehörde umfassen den Grenzschutz, Aufgaben der Bahnpolizei und Luftsicherung sowie den Schutz von Bundesorganen wie bspw. den Bundestag oder das Bundesverfassungsgericht. Dabei steigen die Anforderungen an die Beamten, beziehungsweise deren potenzielle Einsatzbereiche permanent: Kürzlich erst forderte etwa die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft EVG mehr Präsenz der Polizei in Zügen, um Bahn-Mitarbeitende vor Übergriffen zu schützen. Die Bundespolizei braucht also dringend Verstärkung – und befindet sich damit im vielzitierten „War for Talents“ um qualifizierte Bewerber:innen. Auf dem Arbeitsmarkt konkurriert die Behörde mit Unternehmen, aber auch anderen staatlichen Institutionen. Als potenzieller Arbeitgeber steht sie dabei vor der Herausforderung, dass ihre Arbeit (beziehungsweise auch die anderer Polizeibereiche) punktuell immer wieder kritisch in der Öffentlichkeit diskutiert wird. Hier setzt man wiederum mit einem proaktiven Hebel in der Kommunikation an. Beamtenbeleidigung wird zum KomplimentDas Plakat der "All cops are beautiful"-Kampagne am Alexanderplatz. Bild: Bundespolizei.In der neuen Plakat- und Social-Media-Kampagne beweisen die Polizist:innen nämlich ein Augenzwinkern. Mit dem Slogan „All Cops are Beautiful“ macht die Sicherheitsbehörde auf ihre Karriereseite www.komm-zur-bundespolizei.de und offene Stellenangebote aufmerksam. Bereits 2021 fuhren erste Einsatzfahrzeuge mit diesem Slogan durch die Republik. Richtig in Fahrt kommt die Kampagne nunmehr in diesem Jahr: Am Alexanderplatz in Berlin wurden Mitte Januar große Plakate enthüllt und die Kampagne in soziale Medien gebracht.Das Akronym „ACAB“ steht in seiner originalen Bedeutung für die pauschale Beleidigung „All Cops are Bastards“. Die Abkürzung hat sich als Parole in der autonomen Szene Großbritanniens in den 1970ern entwickelt und durch die Punker-Subkultur in der westlichen Welt verbreitet. Inzwischen findet sich Beleidigung bei linken wie rechten Gruppierungen.Die Bundespolizist:innen verknüpfen das B – nun als „Beautiful“ – aber mit einer ganzen Reihe an positiven Adjektiven, darunter: vielfältig, flexibel, sportlich, zuverlässig, offen, tierlieb, mutig und voller Hingabe. Damit vereinnahmen die Beamt:innen die Beleidigung also für sich und deuten sie positiv um. Ob die Kampagne hilft, die Zahl der Bewerbungen zu erhöhen, muss man abwarten. Um die Aufmerksamkeit insbesondere junger Nachwuchskräfte zu bekommen, ist der Einsatz Sozialer Medien aber in jedem Falle empfehlenswert. Headerbild: Bundespolizei