21. Juli 2022 | Sabrina Drexel
n den 1950ern galt der U.S.-Südstaat North Carolina noch als „Armenhaus“ der USA – heute ist er TechHub und moderner Innovationstandort. Vor allem die Region rund um die Hauptstadt Raleigh sowie die Nachbarstadt Durham haben in den letzten Jahren ihr Potential zu einer Art nächstem Silicon Valley gezeigt! Zahlreiche international bekannte Unternehmen haben sich inzwischen in Raleigh angesiedelt und profitieren vom Forscher- und Innovationsgeist des „Research Triangle“ – die Region rund um Raleigh, Durham und Carry mit den drei Top-Universitäten: North Carolina State University, Duke University und University of North Carolina.
Die Stadt Raleigh mit ihren etwas mehr als 467.000 Einwohnenden gehört zu den führenden Technologiezentren weltweit. So zählte das Weltwirtschaftsforum den Industriestandort jüngst zu den 25 relevantesten Innovationszentren in der Welt. Große amerikanische Namen wie Apple interessieren sich für das neue TechHub und dessen Potential, genauso wie auch einige deutsche Unternehmen: Neben BASF und Bayer ist so auch der Weltmarktführer für Filtertechnik Mann+Hummel aus Ludwigsburg in Raleigh vertreten.
Forschungsstandort
In Raleigh scheint man gegenüber Start-ups und Innovationen positiv eingestellt: Nicht wenige Unternehmen unterstützen studentische Start-ups bei der Gründung mit Venture Capital. Laut Charles Vaillant, Technologievorstand von Mann+Hummel, braucht es hier lediglich 38 Tage, um ein Start-up zu gründen. Das Unternehmen aus Deutschland hat sogar seine Technologiezentrale auf dem Campus der NC State University errichtet. Es gehört damit zu den rund 75 Spitzenunternehmen, die auf dem sogenannten Centennial Campus der Universität zu finden sind, und eine Brücke zwischen Forschung, Lehre und Praxis bilden.
Das hochmoderne Uni-Labor lädt mit seinen kostenlosen 3D-Druckern junge Forschende und Start-up-Gründer:innen dazu ein, mit neuen Ideen zu experimentieren. Daher wimmelt es auf dem Unigelände nur so von Ideen und neuen Forschungsansätzen. Der enge Bezug zur Praxis verschafft nicht wenigen Studierenden ein attraktives Jobangebot direkt nach dem Studium. Und wer lieber auf eigenen Füßen stehen möchte, hat in der Start-up-Szene gute Chancen, ein eigenes Gründungsprojekt erfolgreich durchzusetzen.
Big Players in der Region
Raleigh boomt: Noch 2007 war die Stadt abends praktisch ausgestorben. Heute verschönern schicke Restaurants, hippe Cafés und stilvolle Boutiquen das moderne Stadtbild. Die Beschreibung als „Provinznest“ ist also längst veraltet! Stattdessen misst sich die Stadt mit anderen führenden Innovationsstandorten, ohne aber seinen Südstaaten-Charme zu verlieren.
Der Wirtschaftsboom zeigt sich vor allem in der Ansiedelung zahlreicher Technologieunternehmen. Allein in den letzten fünf Jahren betrug das Jobwachstum der Stadt stolze 17 Prozent. Laut Forbes belegt die Region – hinter Austin, Texas – Platz 2 beim US-weiten Jobwachstum im Technologiesektor. Daher ist es nicht verwunderlich, dass die 4.000 Tech-Unternehmen in der Region mehr als 60.000 Arbeitsplätze zur Verfügung stellen. Weitere 39.000 Stellen bieten die rund 600 Biotech Unternehmen der Region.
Zu den bekanntesten Unternehmen in der Stadt zählen z.B. der Plattformenanbieter Brandwith, das erst kürzlich von IBM aufgekaufte IT-Unternehmen Red Hat oder das Datenanalyseunternehmen SAS. Das deutsche Unternehmen Mann+Hummel glaubt fest an den neuen Innovationsstandort Raleigh: Die knapp 4.000 Beschäftigten hier entwickeln in zwei hochmodernen Werken neue Materialien und Software für das Unternehmen. Interessant für die Ludwigsburger ist auch der Talentpool an der NC State Universität: Auf dem Unicampus hat das Unternehmen daher bereits seit 2015 ein eigenes Gebäude, in dem pro Jahr etwa 30 Praktikant:innen betreut werden.
Ob Raleigh wirklich das Zeug zum neuen Silicon Valley hat, wird sich in den nächsten Jahren erst noch zeigen. Fakt ist aber, dass der Innovationsgeist des Industriestandorts längst geweckt ist.
Headerbild: Curtis Adams/Pexels