10. November 2022 | fABIAN oPPEL
ermutlich alle, die älter als 20 sind, haben irgendeine Erinnerung an sie: die öffentlichen Telefone, die früher einmal in gelben Häuschen hingen. Diese Zellen mit ihren abgerundeten Ecken – und ihre grauen Nachfolger mit magentafarbenem Dach – verschwanden bereits vor Jahren aus dem Stadtbild. Anfang 2023 werden nun auch die letzten der sogenannten „Basistelefone“ endgültig abgestellt. Es wird also langsam Zeit, Abschied zu nehmen.
Novelle des Telekommunikationsgesetztes
Jetzt gibt es hierzulande nur noch rund 12.000 öffentliche Telefone. In der Spitzenphase waren es einmal über 160.000 – und zwar quasi überall. Dann stieg jedoch die Anzahl der Haushalte mit Telefonanschluss, später auch die der Handybesitzer:innen. Inzwischen ist das Smartphone selbst bei der Generation 70+ gang und gäbe, weshalb auch die Zahl der öffentlichen Telefone sukzessive schrumpfte.
Diesem Umstand trägt auch die Novelle des Telekommunikationsgesetzes vom Dezember 2021 Rechnung. Wie der Deutsche Städte- und Gemeindebund erklärt, ist mit ihr die Pflicht der Telekom erloschen, diese „Universaldienstleistung“ sicherzustellen. Öffentliche Telefone werden also für die Grundversorgung mit Telekommunikation nicht mehr gebraucht.
Dazu kommt: für die Zulieferindustrie wird die alte ISDN-Technik zunehmend unrentabel. Beispielsweise sind Ersatzteile immer schwieriger zu beschaffen, weil sie kaum noch produziert werden.
Grenzen der Wirtschaftlichkeit überschritten
Wirtschaftlich waren die Telefone sowieso schon seit Jahren nicht mehr. Wie die Telekom in einem Blogpost schreibt, waren fast ein Drittel, also etwas unter 4.000 der Telefone, im vergangenen Jahr gar nicht genutzt worden. Und selbst die übrigen 8.000 haben je nur wenige Euro im Monat eingesammelt. Die Kosten für Betrieb, Standmiete, Reinigung, aber auch zur Behebung von Vandalismus und Diebstahl hätten den Umsatz um ein Vielfaches überschritten, heißt es.
Außerdem benötigt die veraltete Technik übermäßig viel Energie. Je nach Ausstattung verbraucht ein Standort zwischen 500 und 1250 Kilowattstunden jährlich. Das Abschalten der Technik könne im Jahr also schätzungsweise irgendetwas um die 10 Million Kilowattstunden einsparen – so viel, wie mehrere tausend Haushalte verbrauchen.
Rückbau schon seit Jahren
Deshalb baut die Telekom ihr Netz an öffentlichen Telefonen in mehreren Schritten zurück:
Bereits 2018 war die letzte gelbe Telefonzelle Deutschlands am bayerischen Königssee abgebaut worden.
Außerdem wird sie die heute noch übrigen Telefonstelen Anfang 2023 außer Betrieb nehmen. Im November dieses Jahres geht zunächst die Münzzahlung zu Ende. Im Januar akzeptieren die Telefone dann auch keine Telefonkarten mehr – womit hier dann der gesamte Telekommunikationsdienst endet.
Die Stelen, an denen die Telefone hängen, sollen bis 2025 rückgebaut sein – aber nicht alle. Einige der Stellplätze wird die Telekom nutzen, um das Mobilfunknetz mittels „Small Cells“, also kleiner Antennen, zu verstärken.
Telefonzelle zu zweitem Leben verhelfen
Wen die Nostalgie quält: Auf Anfrage können ausgemusterte Telefonzellen auch gekauft werden. Über die Kontaktseite könne man sich an die Telekom wenden, wie der Saarländische Rundfunk berichtet. Denn dass Telefonzellen zu mehr zu gebrauchen sind als zum Telefonieren, ist inzwischen bekannt: Von rund um die Uhr öffentlich zugänglichen Bücherschränken oder privat aufgestellten Gartenduschen ist hier die Rede. Verbliebene Telefonzellen werden von der Telekom verschrottet oder recyclet.
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