„Threads“. Dahinter steckt der durch Facebook und Instagram bekannte Konzern Meta. Aktuell ist die App zwar bereits in über 100 Ländern außerhalb der USA verfügbar, aber noch nicht in Europa. Hier verzögert sich der Start: EU-Datenschutz-Richtlinien verhindern laut dem Hersteller die Markteinführung. Trotzdem hatte die App bereits innerhalb einer Woche mehr als 100 Millionen Follower gewonnen. Allein 30 Millionen soll es am ersten Tag gewesen sein.
Ist Threads eine Copycat oder ernstzunehmende Twitter-Alternative? Das wird im Netz teils hitzig diskutiert. Mit der Twitter-Übernahme durch Tesla-Chef Elon Musk sah das soziale Netzwerk zuletzt einen Rückgang seiner Beliebtheit. Seit der Übernahme hat es einige gravierende Änderungen gegeben: Die Einführung eines Bezahl-Abos irritierte – und die kürzlich vorgenommene Reduzierung der täglich kostenlos sichtbaren Tweets hat Nutzer:innen weltweit verärgert.
Aber switchen eingefleischte Twitter-User wirklich so leicht auf eine neue Plattform? Immerhin stammt bisher – wie erwartet – ein Großteil der aktuellen Threads-User von der meta-eigenen Plattform Instagram. Twitter selbst veröffentlicht bereits seit der Übernahme im Jahr 2022 keine Daten mehr zu seinen Nutzungszahlen. Daher kommt Threads zu einem scheinbar passenden Zeitpunkt auf den Markt.
Elon Musk droht dem Konkurrenten jetzt mit einer Klage: Er wirft Meta vor, dass es gezielt ehemalige Mitarbeitende von Twitter abgeworben haben, um an Geschäftsgeheimnisse von Twitter zu kommen. Ob die Social Media-App also bleibt, wird sich in der Zukunft erst noch zeigen.
Mit wenigen Klicks zum neuen Account
Wer bereits einen Instagram-Account besitzt, kann sein Profil ganz einfach in Threads übernehmen. Auch ansonsten funktioniert die App ähnlich wie sein Konkurrent Twitter: Neben dem Verfassen von eigenen Kurznachrichten kann man auch anderen Usern folgen und deren Beiträge teilen. Im Gegensatz zu Twitter lässt die neue App doppelt so viele Text-Beiträge zu; bis zu 500 Zeichen lang. Außerdem können Links, Fotos und bis zu fünf Minuten lange Video eingefügt werden.
Allerdings sollten Neulinge eins beachten: Einmal den Threads-Account aktiviert, ist er mit Instagram verknüpft. Wer Threads also wieder löschen will, muss Instagram gleich mit deinstallieren.
Unterhaltung statt Politik
In der Vergangenheit sorgten die Aussagen von Politiker:innen auf Twitter immer wieder für Furore – vor allem rund um das Thema „Fake News“. Threads will solche Kontroversen scheinbar vermeiden und setzt stattdessen lieber auf leichte Unterhaltung rund um populäre Themen wie Sport, Musik oder Mode.
Weiterer Unterschied: Obwohl Threats aktuell nach dem Prinzip der „Für dich“-Feeds von Twitter funktioniert, hapert es noch auf der Plattform. Vieles ist noch „Work in Progress“. Zum Beispiel gibt es bisher noch keine Hashtags oder virale Trend-Kategorie wie bei Twitter. Auch das Verschicken von Direktnachrichten ist im Moment noch nicht möglich.
Derzeit arbeitet Meta an weiteren Features und beispielsweise der Verbesserung der Timeline, deren Inhalte vom Algorithmus vorgeschlagen werden. Außerdem ist die im Moment noch sehr rudimentäre Suchfunktion optimierungsbedürftig.
Das Phänomen einer neuen vermeintlichen „Killer-App“ gibt es nicht zum ersten Mal. Bereits 2009 wollte Google Plus das neue It-Medium werden und wuchs ähnlich schnell wie Threads derzeit. Heute erinnert sich kaum jemand noch daran. Gleichwohl haben immer wieder neue virale Apps bewiesen, dass sie ihrer Konkurrenz Beine machen können. So war es das einst „kleine“ Start-up Facebook, das den Publikumsliebling MySpace verdrängte. Und zuletzt schrieb der KI-Dienst ChatGPT Rekordzahlen. ChatGPT brauchte immerhin zwei Monate um die 100 Millionen Nutzer:innern aus Threads erster Woche zu erreichen.
Deutschland muss warten - und der Hype flaut ab…
Wem es jetzt in den Fingern juckt, der muss sich weiter gedulden. Ein genauer Starttermin von Threads in Europa ist noch nicht vorhanden. Auch das Datenschutzproblem, das der Konzern gerade versucht zu umgehen, wird sich so schnell nicht in Luft auflösen…
Aktuell scheint der Hype rund um Threads jedoch etwas abzuflauen: Mit Blick auf die sinkenden Nutzungszahlen nach der anfänglichen Aufregung und massiven Spam-Attacken durch Bot-Accounts wirkt die Zukunft des Social Media Dienstes im Moment durchwachsen. Und Twitter wird auf Geheiß von Musk in "X" umbenannt, was die Markenidentität weiter zerstören kann und gerade bei eingefleischten Fans für Irritationen sorgt.
Es bleibt spannend.
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