23. Oktober 2020 | Fabian Oppel
eit einiger Zeit schon ist der Trend weg vom linearen Fernsehen hin zum Streaming erkennbar. Um generell mehr über die Entwicklung der Internetnutzung in Deutschland zu erfahren, gibt die ARD/ZDF-Medienkommission bereits seit 1997 jährlich die ARD/ZDF-Onlinestudie in Auftrag (Link). 2020 hat die GIM-Medienforschung (Link) die Studie durchgeführt. In diesem Blogpost wollen wir einige zentrale Ergebnisse vorstellen :-)
Kernergebnis: Die Internetnutzung ist gestiegen
Die Studie hat verschiedene Kernthemen in den Fokus genommen: Neben der allgemeinen Internetnutzung und Nutzungsdauer wurden TeilnehmerInnen zur Nutzung von Videos, Audios und Social Media über das Internet befragt. Ein Kernergebnis der Studie: Die Internetnutzung ist erneut gestiegen, 94 % der deutschsprachigen Bevölkerung sind zumindest gelegentlich online. Darum hat auch die Tagesschau berichtet:
Natürlich war bereits vor der Studie bekannt, dass die Internetnutzung in Deutschland auf einem hohen Niveau liegt. Aber die Onlinestudie 2020 macht klar, dass es einen deutlichen Zuwachs im Vergleich zum letzten Jahr gab: 66,4 Millionen der insgesamt 70,6 Millionen Personen ab 14 Jahren in Deutschland nutzen das Internet zumindest gelegentlich. Das ist ein Zuwachs von 3,5 Millionen – vor allem die älteren Zielgruppen ab 60 Jahren tragen zu dieser Veränderung bei.
Mediale Angebote immer beliebter
Insbesondere mediale Angebote profitieren von diesem Zuwachs. Insgesamt stieg die Anzahl der Menschen, die täglich mediale Online-Angebote wie Videos, Audios oder Artikel nutzen, um sechs Prozent. Die Dauer, die im Durchschnitt das Internet täglich genutzt wird, stieg von 193 auf 204 Minuten. Von diesen 204 verwenden die Nutzer 120 Minuten für mediale Angebote – in der letzten Erhebung waren das noch 99 Minuten.
In der Gruppe der 14- bis 29-Jährigen stieg die Nutzungs-Dauer des Internets sogar von 370 auf 388 Minuten täglich. Der Konsum medialer Inhalte wuchs dabei um fast eine Stunde von 207 auf 257 Minuten täglich – über vier Stunden nutzt die jüngere Zielgruppe das mediales Angebot im Internet.
Mediatheken und Streamingdienste nah bei einander
Insgesamt fast zwei Drittel der Bevölkerung (65 Prozent) nutzen zumindest selten die Videoangebote von Fernsehsendern über Mediatheken und YouTube. Knapp weniger als die Hälfte (47 Prozent) nutzt Streamingdienste wie beispielsweise Netflix – wenngleich Streamingportale wesentlich häufiger täglich genutzt werden als die Mediatheken (14 Prozent vs. sieben Prozent).
Die Mediatheken von ARD und ZDF verbuchen jeweils ein Nutzungs-Plus von sechs Prozent – rund ein Fünftel der Bevölkerung nutzt diese Angebote wöchentlich (ARD 21, ZDF 20 Prozent). Im Vergleich liegen die beiden Mediatheken hier vor dem Streaming-Angebot von Amazon Prime (18 Prozent) und hinter Netflix (28 Prozent).
Podcasts hören eher jüngere
Musik, Radio, Podcasts – all das konsumieren die Deutschen auch online. Die Musik steht dabei jedoch im Fokus. Streamingdienste für Musik nutzen 35 Prozent mindestens wöchentlich, über YouTube hören 31 Prozent wöchentlich Musik. Live-Radio konsumieren 19 Prozent mindestens einmal in der Woche und Podcasts noch zwölf. Hier fällt auf, dass die junge Zielgruppe mehr Podcasts hört als die ältere – fast ein Viertel der Unter-30-Jährigen hört wöchentlich Podcasts, bei den 30- bis 49-Jährigen sind es 14 Prozent.
Instagram überholt Facebook
Bei den Sozialen Netzwerken hat 2020 Instagram Facebook überholt: 15 Prozent nutzen täglich Instagram, Facebook nutzen 14 Prozent. Während Instagram im Vergleich zum Vorjahr einen Prozentpunkt zulegen konnte, verliert Facebook dagegen deutlich: sieben Prozent weniger. Grund dafür sind vor allem die jüngeren NutzerInnen.
Auch bei der wöchentlichen Nutzung verliert Facebook, liegt hier aber noch vorn: 26 Prozent nutzen Facebook wöchentlich, was ein Minus von fünf Prozent darstellt. Instagram dagegen nutzen 20 Prozent wöchentlich.
Für die Studie haben wir 1.504 Telefoninterviews mit repräsentativ ausgewählte Personen über 14 Jahren durchgeführt. Der Erhebungszeitraum war zwischen dem 9. März und dem 27. April.
Wenn Ihr Fragen zur Studie habt, meldet euch jederzeit gerne bei den KollegInnen aus der GIM-Medienforschung :-)
Silke Moser
Ansprechpartnerin für GIM Medienforschung
E-Mail: s.moser@g-i-m.com
Kontaktformular und weitere Informationen über die GIM Medienforschung hier (Link)
Übrigens: Eine ausführliche Analyse der Daten stellen Natalie Beisch (ZDF-Medienforschung) und Carmen Schäfer (NDR-Medienforschung) in einem 20-Seitigen Aufsatz in Media Perspektiven 9/2020 kostenfrei zur Verfügung (Link öffnet PDF).
Headerbild: ARD/ZDF-Medienforschung