20. Januar 2021 | Laura Singh
n dieser Stelle haben wir schon häufiger über Fashion-Innovationen berichtet. Zum Beispiel über E-Textilien, die durch den Temperaturunterschied zwischen Körper und Außenluft Energie erzeugen können (Link). Aber Textilien, die Fotosynthese betreiben können? Das mag nach Fiktion klingen, ist jedoch bereits möglich. „Post Carbon Lab“ hat die Idee vorangetrieben: Das Biotech- und Design-Start-Up aus London hat eine fotosynthetische Textilbeschichtung entwickelt, die CO2 aus der Luft aufnimmt und Sauerstoff abgibt.
Das lebendige Kleidungsstück
Und wie funktioniert die Fotosynthese bei einem T-Shirt? Die Designer vom Post Carbon Lab züchten Mikroorganismen aus Algen und Bakterien. Aus diesen wird die fotosynthetische Textilbeschichtung hergestellt. Das heißt: Die Mikroorganismen leben auf dem T-Shirt weiter, können CO2 aufnehmen und Sauerstoff produzieren. Somit erbringt beispielsweise ein großes T-Shirt eine Fotosynthese-Leistung, die mit einer sechs Jahre alten Eiche vergleichbar ist.
Damit die Fotosynthese-Beschichtung über mehrere Jahre arbeiten kann, muss sie gepflegt werden – so wie eine Pflanze auch. Die Textilen brauchen etwas Lichteinfall, eine regelmäßige Befeuchtung und sollten in einem gut gelüfteten Raum aufbewahrt werden. Und wenn die Mikroben nicht mit der Pflege zufrieden sind, signalisieren sie dies dem Träger: Dann verfärbt sich die Beschichtung der Kleidungsstücke, z.B. lila, braun oder transparent.
Von klimaneutraler zu klimapositiver Mode
Mit den Fotosynthese-Textilien will das Post Carbon Lab nicht nur klimaneutrale, sondern sogar klimapositive Mode anbieten. Das bedeutet: Die beschichteten Kleidungsstücke kompensieren mehr CO2, als sie in der Entstehung verursachen. Der Beitrag zum globalen Klimaschutz will das Post Carbon Lab so einfach wie möglich machen – denn: Kleidung trägt man sowieso!
Aktuell ist die Produktion der fotosynthetischen Kleidung sehr aufwändig und kostenintensiv. Für ein T-Shirt entstehen Produktionskosten zwischen 50 und 100 Euro. Deswegen beschichtet das Start-Up aktuell vor allem Textilien für besondere und nischige Projekte von Modemarken und Messen. Massentauglich ist die Fotosynthese-Fashion also bei weitem noch nicht, aber: Die Entwicklung steht noch ganz am Anfang und als Green Fashion Innovation (im wahrsten Sinne des Wortes) hat sie sicherlich Potential, weitere Modemarken und Designer zu inspirieren.
Hier geht es zur Post Carbon Lab Website (Link).
Beitragsbild: Post Carbon Lab