13. Januar 2021 | Fabian Oppel
ie Corona-Pandemie hat auch für Jugendliche den Alltag grundlegend verändert: Statt zur Schule zu gehen, Freunde zu treffen und sich im Sportverein auszutoben, fand für sie 2020 Vieles in den eigenen vier Wänden vor dem Laptop oder Tablet statt. Die Folge: Die „Screentime“ der Jugendlichen ist deutlich gestiegen. Wie sich das Medienverhalten der Jugendlichen 2020 konkret verändert hat, haben wir für den Medienpädagogischen Forschungsverbandes Südwest (mpfs) in der JIM Studie 2020 (link) herausgefunden . Die spannendsten Ergebnisse stellen wir Euch hier vor.
JIM-Studie 2020
Die JIM-Studie 2020 untersucht die wichtigsten Kennzahlen zu Mediennutzung, Medienbesitz, Medienumgang und Nutzungsdauer. Dabei dreht sich die Studie auch um den Medieneinsatz in der Schule bzw. für die Schule unter den Voraussetzungen der Pandemie. Wir haben dazu im Sommer 2020 1.200 Jugendliche im Alter von zwölf bis 19 Jahren in Deutschland telefonisch oder online befragt.
Mehr Internet, Fernsehen und Games
Dass viele Schülerinnen und Schüler mehr Zeit zu Hause verbrachten als die Jahre zuvor, wird in der Studie deutlich: Das Ausnahme-Jahr 2020 führte zu deutlich höheren Mediennutzungszeiten, ob Internet, Fernsehen oder Games:
Die tägliche Internetnutzungsdauer stieg um rund 21% auf 258 Minuten deutlich an, das sind über vier Stunden. Aber die Jugendlichen verbrachten nicht nur mehr Zeit als jemals zuvor im Internet, sie griffen zum Surfen auch auf mehr Zugangswege zurück: Smartphones, Laptops, Desktop-PCs, Tablets, internetfähige Fernseher, Spielkonsolen und Smart-Speaker.
Und nicht nur das Internet, auch das lineare Fernsehen erfuhr bei den Jugendlichen einen Zuwachs: Die durchschnittliche Fernsehdauer stieg werktags 2020 erstmals wieder auf mehr als zwei Stunden an. Die vergangenen Jahre war die TV-Zeit gesunken.
Die Jugendlichen verbrachten vergangenes Jahr auch mehr Zeit mit digitalen Spielen. Dabei ist die Dauer um 50% gestiegen auf 121 Minuten täglich. Hier zeigen sich auch deutlicher als bisher Unterschiede zwischen den Geschlechtern: Jungen spielen mit 159 Minuten fast doppelt so lange wie Mädchen (81 Minuten).
Soziale Medien: WhatsApp weiterhin beliebtester Messenger
WhatsApp ist weiterhin der bedeutendste Online-Dienst zur Kommunikation: 94% der Jugendlichen nutzen den Messenger mindestens mehrmals wöchentlich. 87% der Befragten SchülerInnen haben sogar eine WhatsApp-Gruppe mit ihrer Klasse.
Instagram wird von 72% der Jugendlichen mindestens mehrmals in der Woche genutzt – und zwar mit steigender Tendenz. Zu den größten Gewinnern zählt aber die chinesische Plattform TikTok – hier hat sich die regelmäßige Nutzung um 19 Prozentpunkte erhöht: Aktuell kommuniziert jeder vierte Junge und zwei Fünftel der Mädchen regelmäßig hierüber. Jeder Zehnte zählt TikTok inzwischen zu einem seiner Lieblingsangebote im Netz.
Nur 12% der Schüler waren täglich in der Schule
Nach der Zusatzuntersuchung JIMplus 2020 (Link) wurde auch in der regulären JIM-Studie der Schul-Kontext unter Pandemie-Bedingungen untersucht. Wie sich zeigt, waren die deutschen Schülerinnen und Schüler weit vom Regelunterricht entfernt: Nur zwölf Prozent der Befragten gab an, täglich in der Schule unterrichtet worden zu sein, 85% lernte zumindest zeitweise zu Hause.
JIM – Medien-Basis-Studie seit über 20 Jahren
Die JIM-Studie (Jugend, Information, Medien) ist seit 1998 eine jährlich durchgeführte Basis-Studie, die das Mediennutzungsverhalten der zwölf- bis 19-Jährigen Jugendlichen in Deutschland repräsentativ abbildet. Die Untersuchung gibt der Medienpädagogische Forschungsverbund Südwest (mpfs) in Auftrag, also eine Kooperation zwischen der Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg und der Medienanstalt Rheinland-Pfalz, gemeinsam mit dem SWR. Seit letztem Jahr führt die GIM die renommierte Studie durch. Alle Studien von 1998 bis heute stehen auf der Homepage des mpfs kostenfrei zum Download bereit (Link).
Bei Interesse könnt Ihr Euch aber auch direkt bei Silke Moser und Petra Kombert melden, die die Studie durchgeführt haben :-)
Kontakt
Silke Moser
GIM Medienforschung
S.Moser@g-i-m.com
Petra Kombert
GIM Medienforschung
P.Kombert@g-i-m.com
Headerbild: Glenn Carstens-Peters/unsplash