30. Oktober 2020 | Fabian Oppel
ie Sommer werden tendenziell immer trockener, die Wetterlagen extremer. Landwirte in Deutschland haben schon seit einiger Zeit mit veränderten Umweltbedingungen zu kämpfen, die die Produktion von Lebensmitteln wie Obst und Gemüse erschweren.
In einem Blogpost Ende Januar haben wir bereits über Urban und Vertical Farming berichtet (Link). In diesem Blogpost wollen wir Euch nun zwei weitere Ideen für innovative Landwirtschaft vorstellen, mit denen nachhaltiger und ressourcenschonend sowie möglichst unabhängig von Umwelteinflüssen Gemüse, Obst und Pilze angebaut werden können.
Greendomo Project: Spaniens nachhaltige Obst-Oase in der Wüste
Das Konzept „Gewächshaus“ ist wahrlich keine Neuigkeit. Das Project Greendomo hingegen will die Aufzucht von Nutzpflanzen im Gewächshaus neu denken und so optimieren – von „revolutionieren“ ist in Medienberichten die Rede.
Die Stadt Almería im Südosten Spaniens war früher Wüste – heute ist die Region durch Landwirtschaft zu Wohlstand gekommen. Hier entwickelt unter anderem der Treibhaus-Hersteller Novagric modernste Gewächshäuser. Die aus Plastik-Dreiecken zusammengesetzten Kuppeln sollen schöner, produktiver und umweltfreundlicher sein als die bisher bekannten Modelle. Dabei soll der zur Produktion und Bewirtschaftung nötige Energie- und Rohstoffeinsatz geringer ausfallen.
Innovationen im Gewächshaus
Und auch die Anordnung der Pflanzen wird neu gedacht: Es wird nicht mehr horizontal nebeneinander, sondern vertikal übereinander in Säulen gepflanzt. Der Clou an den neuen Gewächshäusern: Die eintreffenden Lichtstrahlen können durch die Kuppelform effizienter genutzt werden. Weil die Pflanzen-Säulen zudem der Sonne nach rotieren, entstehen weniger Schatten, die das Pflanzenwachstum hemmen. Und: Das Gewächshaus von Greendomo soll bis zu 70% des konventionell nötigen Wassereinsatzes sparen können.
Im neuen Konzept steckt aber noch weitaus mehr Potenzial: Laut dem Direktor von Greendomo, Eduardo Pardo, könne das Gewächshaus rentabler sein als konventionelle, intensive Landwirtschaft. Denn die neuen Gewächshäuser können mehr oder weniger überall aufgebaut werden: in Parks oder Grünflächen, selbst auf Terrassen und Dächern. Durch die lokale Flexibilität müssten Lebensmittel letztlich geringere Distanzen transportiert werden. Die Lebensmittel könnten daher frischer und lokaler als im konventionellen Anbau an die Konsumenten verkauft werden.
Pilze im Keller: Kein Fall für Gebäude-Sanierung
Eine andere nachhaltige Idee zur Zucht von Speisepilzen hatten zwei Kasselerinnen. Auf Kaffeesatz züchten sie Austern-Seitlinge und Rosen-Seitlinge – und zwar im Keller ihres Wohnhauses. Über das Projekt berichtete auch das ZDF.
Eigentlich wachsen die Pilze an Bäumen. Aber Holz wie auch Kaffeesatz enthalten den Stoff Lignin. Mit Zusätzen angereichert können Pilze daher auch auf verbrauchtem Kaffeepulver gezogen werden. Den Kaffeesatz bekommen die Frauen von lokalen Cafés. Nachdem der Kaffee bereits einmal um die halbe Welt gereist sei, wäre es schade, ihn nur zum Aufbrühen zu verwenden, sagt Johanna Quendt, eine der beiden Initiatorinnen des Start-Ups „Kasseler Bunkerpilz“ (Link).
„In der Stadt, für die Stadt. Nachhaltig, lokal, urban“
Drei bis vier Wochen dauert die Zucht, vom Anbau bis zur Ernte. Aktuell rund zehn Kilo pro Woche können die Frauen nebenberuflich ernten. Die Preise der Seitlinge liegen zwar über dem Großmarkt-Preis, aber die Qualität sei wesentlich besser, wie eine Kasseler Restaurantbesitzerin im ZDF-Beitrag sagt. Demnächst zieht das Start-Up dann in einen leerstehenden Kasseler Bunker um.
Mittelfristig wollen die beiden Freundinnen ihre Produktion ausbauen, aber auch Workshops und Führungen anbieten, um Landwirtschaft mitten in der Stadt bekannter zu machen. Ihr eigenes Motto lautet: „In der Stadt, für die Stadt. Nachhaltig, lokal, urban“.
Der Greendome und die Bunkerpilze sind zwei Ansätze, die zeigen, dass Landwirtschaft längst nicht mehr nur auf dem Acker stattfindet. Es geht auch anders – mit weniger Land und mehr Technologie. Wir können in jedem Fall gespannt sein, wann vertikal angebaute Lebensmittel auch auf unseren Tellern landen :-)
Header-Bild: Gozha Net/Unsplash