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Offizielle Brot-Kultur: Auch Baguette ist Kultur-Erbe der UNESCO

Zuletzt aktualisiert: 5. Dezember 2022
Geschnittenes Baguette
08. Dezember 2022 | Fabian Oppel
U

m ein Baguette zu backen, braucht es nicht viel: Weizenmehl, Wasser, Salz und Hefe. Und dennoch schaffen es die vielen Bäckereien in Frankreich, ihre Baguettes ganz individuell zu produzieren. Unter anderem deshalb ist das französische Stangenweißbrot ein Verkaufsschlager – bei weitem nicht nur in Frankreich. Mit dieser Begründung hat die UNESCO letzte Woche die Kultur und das Handwerk des französischen Baguettes zum immateriellen Kulturerbe der Menschheit erklärt.

Stangenweißbrot von nationaler Bedeutung

Das Baguette hat heute ikonischen (aber auch stereotypisierenden) Charakter, für Frankreich im Allgemeinen und Paris im Speziellen: ein, zwei Stangen davon, dazu noch Rotwein, etwas Käse und vielleicht auch die typische Akkordeon-Musik – und schon sind wir mental am Ufer der Seine gelandet. Charakteristisch für „echte“ Baguettes sind die aromatische Kruste und die grobporige Krume, also das weiche Innere.

Das Baguette ist international als französisches Kulturgut bekannt und wird, wie auf diesem Beispielbild, gern als Stereotyp wiederholt. Bild: Jim Harris/unsplash.

Die Brotsorte selbst ist übrigens erst seit etwas über 100 Jahren in der „Grande Nation“ verbreitet. Welche:r Bäcker:in das im Original „flûte“ genannte Baguette ursprünglich nach Paris gebracht hat, ist indes nicht mehr zu rekonstruieren. Wahlweise wird hier von einem polnischen oder österreichischen Bäcker berichtet – beide schaffen es jedenfalls in den Wikipedia-Artikel des Baguettes. Eine andere Version zur Geschichte bietet dagegen die Arte-Sendung „Karambolage“.

Inzwischen Ist das Brot längst Teil der französischen Identität und nationales Kulturgut. Das zeigte sich beispielsweise auch im Jahr 2008: Als der Weizenpreis wegen Knappheit stieg und eine Stange Baguette den psychologisch bedeutsamen Preis von einem Euro überstieg, entzündete sich Protest.

Aber auch heute geht es nicht nur beim Backen des Baguettes heiß her. So hatte die französische Supermarktkette Leclerc Anfang des Jahres mit einer Werbeaktion großen Unmut ausgelöst, weil sie (freilich: industriell gefertigte) Baguettes für ein halbes Jahr zu 29 Cent das Stück verkaufte – zum Entsetzen von Berufsvertretungen und Gewerkschaften. Und tatsächlich erscheint das wie ein Dumpingpreis. Zum Vergleich: Die Rheinische Post spricht aktuell von 1,30 Euro pro Stange als Durchschnittspreis.

Warum Kulturerbe?

Die UNESCO ist jene Sub-Organisation der Vereinten Nationen, die für Bildung, Wissenschaft und Kultur verantwortlich zeichnet und das „Natur- und Kulturerbe der Menschheit” schützt. Besonders bekannt sind die Welterbestätten. Dazu gehören beispielsweise die Akropolis von Athen, die verbotene Stadt in Peking oder Machu Picchu, die antike Ruinenstadt in Peru.

Seit 2008 werden diese Welterbestätten nunmehr ergänzt von einer Liste immateriellen Kulturerbes. Hierzu zählen auch „lebendige kulturelle Traditionen”. Deshalb ist es eben nicht das bestimmte Baguette einer Boulangerie XY, sondern tatsächlich die gesamte Kultur und das Backhandwerk rund um das französische Baguette, die auf die Liste genommen wurden.

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Die Aufnahme in den Katalog des immateriellen Kulturguts soll dabei nicht das Brauchtum konservieren, sondern eher Aufmerksamkeit generieren: „Die Aufmerksamkeit soll dazu führen, dass kulturelle Traditionen und Ausdrucksformen erhalten, fortgeführt und dynamisch weiterentwickelt werden können“, erklärt die Deutsche UNESCO-Kommission auf ihrer Website.

Vom Baguette über's Brot zur Brezel

Aber kommen wir zurück zu den Backwaren: Auch in Deutschland weiß man um die Bedeutung von Brot. Seit 2014 ist die hiesige Brotkultur bereits Teil des immateriellen Weltkulturerbes; übrigens genauso wie das deutsche Brauhandwerk, das seit 2020 dazugehört. Und die Brezel soll es nach Willen der Bäckerinnung Baden-Württemberg und des Bundesernährungsministers Cem Özdemir auch werden.

 

Headerbild: Sergio Arze/unsplash

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