25. August 2021 | Fabian Oppel
achhaltigkeit ist ein Riesen-Thema und betrifft im Prinzip alle Branchen und viele Facetten unseres Lebens. Smartphones sind Teil einer dieser Facetten, nämlich unseres Kommunikations- und Informationsverhaltens. Es gibt inzwischen weltweit mehrere Milliarden davon und sie sind aus ökologischer Sicht nicht unumstritten: Sie benötigen und binden seltene Erden, unter vielen anderen auch Gold, Zinn, Wolfram und Kobalt. Es gibt aber auch Alternativen, die möglichst nachhaltig und fair produziert werden. Wir stellen eine vor.
Nachhaltiges Handy – gibt’s das überhaupt?
Seit einigen Jahren gibt es Anbieter, die das Thema Nachhaltigkeit im Elektronik-Bereich adressieren und produktiv angehen, indem sie nachhaltige und faire Smartphones produzieren. Einer davon ist das niederländische Unternehmen „Fairphone“. Fairphone hat sich zum Ziel gesetzt, die nachhaltigsten Smartphones der Welt zu produzieren – wobei es „lupenrein grüne“ Smartphones aktuell nicht gibt, jedenfalls nicht in Marktreife. Die Lieferketten sind komplex und die Verfügbarkeit von Rohstoffen und Vorprodukten problematisch. Dennoch, Fairphone geht mit gutem Beispiel voran und zeigt, dass es anders geht – wenn auch noch nicht ideal.
Das Fairphone – so nachhaltig es eben geht
Fairphone möchte verschiedene Dimensionen von Nachhaltigkeit abdecken. So nutzen die Niederländer nach eigenen Angaben recyclete und fair gehandelte Materialien, wie Fairtrade-Gold und Recycle-Kunststoff. Außerdem kommen laut Hersteller konfliktfreie Mineralien zum Einsatz, also Metalle und Erze, die nicht aus Minen in Konfliktregionen gewonnen wurden. Die fördernden Minen dürfen nicht unter Kontrolle etwaiger Milizen stehen, die mit den Einkünften Kämpfe finanzieren, sondern unter staatlicher Kontrolle.
Daneben will Fairphone auch seine soziale Verantwortung wahrnehmen, indem es eigener Aussage nach für Fabrik-Arbeiter*innen faire Löhne zahlt.
Außerdem sind die Telefone auf Langlebigkeit ausgelegt – eine der eigentlichen Grundsäulen von Nachhaltigkeit ist ja, dass Produkte lang genutzt werden können. Die Fairphones sind einerseits modular konstruiert, sodass auch Laien sie leicht auseinander- und wieder zusammensetzen können. Dadurch lässt sich das Handy ohne größeren Aufwand reparieren – und auch mit leistungsstärkeren Komponenten upgraden. Ein austauschbarer Akku und erweiterbarer Speicher sind dabei selbstverständlich. Der Hersteller sichert die Verfügbarkeit von Teilen auch nach längerer Zeit zu. Außerdem erlöschen Garantie bzw. Gewährleistung nicht, wenn man selbst Hand anlegt.
Andererseits wird das Telefon langfristig mit Software-Updates versorgt, sodass es nicht nur auf Seiten der Hardware lang genutzt werden kann.
Nicht grüngewaschen, sondern zertifiziert
Diese nachhaltige Arbeitsweise reklamiert Fairphone dabei nicht nur einfach für sich, die Niederländer haben sich ihr Vorgehen von seriösen Stellen zertifizieren lassen. Sie sind das erste und bis dato einzige Unternehmen weltweit, das den offiziellen Fairtrade-Standard für Gold zertifiziert bekommen hat. Zusätzlich sind sie als B-Corporation zertifiziert für ihr „freiwilliges Engagement zur Lösung sozialer und ökologischer Probleme“. Als Träger der „Ecovadis-Medaille“ in Platinum gehört Fairphone außerdem zu den Top-1% der Mobiltechnologie-Branche in Sachen Nachhaltigkeit.
Produktpalette – klein, aber brauchbar
Natürlich kann Fairphone nicht wie konventionell produzierende Anbieter mit einer riesigen Produktpalette aufwarten. Aber: Ein auf Nachhaltigkeit und Fairness ausgerichteter Handyproduzent könnte auch unglaubwürdig wirken, wenn er 20 verschiedene Modelle jedes Jahr auf den Markt brächte. Aktuell bietet Fairphone die vierte Smartphone-Generation an. Das aktuelle Gerät, das Fairphone 3+, kam 2020 auf dem Markt.
Die Spatzen pfeifen aber bereits von den Dächern, dass die Niederländer demnächst das Fairphone 4 mit 5G-Unterstzützung und Android 11 anbieten. Dazu passt, dass Fairphone auf der Homepage aktuell auf eine baldige große Ankündigung hinweist. Man darf also gespannt sein!
Headerbild: Fairphone