07. Mai 2021 | Fabian Oppel
m kommenden Sonntag, dem 9. Mai, wäre der 100. Geburtstag von Sophie Scholl.
„Wer?“ – Diese Reaktion kommt immer häufiger, gerade bei den Jüngsten in der Gesellschaft. Gegen das Vergessen haben nun SWR und BR eine aufwendige Instagram-Kampagne gestartet, die die letzten Monate im Leben der Freiheitskämpferin fiktional und doch historisch verbrieft aufbereitet. GIM Research Director Sebastian Maetje schätzt das Konzept des Kanals unten ein.
Sophie Scholl hat eigenen Instagram-Account
Seit dem 4. Mai postet der Instagram-Account @ichbinsophiescholl täglich Videos und Fotos aus dem nachgestellten Leben der jungen Frau. Nicht nur die historischen Fakten sollen dabei in Form von Video-Ausschnitten und Fotos zur Verfügung gestellt werden – der Kanal gibt Einblicke in ein erstmal alltägliches Leben einer jungen Frau der 1940er-Jahre in Deutschland.
Der Clou: Sophie Scholl betreibt den Kanal selbst und durchbricht die vierte Wand – das heißt: Die Schauspielerin Luna Wedler hat viele Videos im Selfie-Modus gefilmt, die Einblicke in den Alltag von Sophie Scholl geben und kontinuierlich veröffentlich werden. Grundlage der Handlung sind Briefe und Aufzeichnungen, die Sophie Scholl von Ende 1937 bis zu ihrer Hinrichtung schrieb.
Hochkarätige Schauspieler:innen
Der Bayerische und der Südwestrundfunk haben die aufwendigen Filmaufnahmen produziert. Insgesamt kamen über 113 Minuten Filmmaterial zusammen: In etwa so viel wie für einen Spielfilm! In den kommenden zehn Monaten veröffentlicht der Kanal die einzelnen Inhalte – bis zum Jahrestag der Inhaftierung.
Unterstützt wird Luna Wedler, die bspw. in der Netflix-Produktion „Biohackers“ mitwirkt, von weiteren hochkarätigen Schauspiel-KollegInnen – so spielt Max Hubacher (z.B. Hauptrolle in „Mario“) Annes Bruder Hans oder Lucas Reiber („Fack ju Göhte“) den Freund von Annes Schwester.
Erprobtes Konzept – vielversprechender Ansatz
Das Konzept ist bereits erprobt – zum 30. Jahrestag der Deutschen Einheit hat die Tagesschau 2019 täglich Stories in ihrem Instagram-Account gepostet. Unter dem Titel „Throwback ’89“ wurden die Geschehnisse rund um den Mauerfall und die Wiedervereinigung aus der Perspektive einer jungen Frau in der DDR nachgestellt. Die Posts von 2019 könnt Ihr hier weiterhin anschauen.
Und auch der Holocaust wurde bereits auf Social Media aus Sicht einer Protagonistin dargestellt – aber auf Englisch. Der Insta-Account @Eva.Stories erzählt die Geschichte der 13-jährigen Jüdin Eva Heyman aus Ungarn, die 1944 in Ausschwitz ermordet worden war.
Fazit von GIM-Experten: Überzeugt
Sebastian Maetje ist GIM Research Director und Forschungs-Experte für Social Media. Er ist überzeugt vom Sophie-Scholl-Konzept: „Die Stories vermitteln ein sehr authentisches Gefühl. Auch das Feedback der Community scheint sehr positiv zu sein, der Kanal hat innerhalb von wenigen Tagen sehr viele Follower gesammelt und die Kommentare zu den Beiträgen sind durchweg sehr euphorisch“, so der Experte. Auch die Inhalte seien so produziert, dass sie die Zielgruppe, also junge Leute, die teilweise noch jünger als die GenZ sind (Geburtsjahre ca. 1996 bis 2005), ansprechen. Fraglich bleibe nur, ob die Inhalte die Zielgruppe tatsächliche auch erreichen. Es bräuchte Multiplikatoren, beispielsweise könnten LehrerInnen die Inhalte mit in die Unterrichtskonzeption aufnehmen.
Kontakt
Bei Interesse am Thema oder anderen Social-Media-Fragen könnt Ihr euch jederzeit gern mit Sebastian in Verbindung setzen:
Sebastian Maetje
Research Director
S.Maetje@g-i-m.com
Headerbild: SWR/BR/Sommerhaus/Rebecca Rütten.