13. Februar 2020 | Fabian Oppel
ie wichtig Barrierefreiheit werden kann, merkt man häufig nicht. Erst, wenn ein enger Angehöriger oder man selbst auf Barrierefreiheit angewiesen ist, wird das Thema präsent. Dabei besteht Barrierefreiheit aus weit mehr als beispielsweise stufenloser Straßenüberquerung. Das zeigt auch die Stadt Wedel in Schleswig-Holstein, an der Grenze zu Niedersachsen und Hamburg. Sie hat an Straßenschildern zusätzliche Straßenschilder montiert – für Sehbehinderte.
Bürger hatte innovative Idee
Die Aluminium-Schilder werden dabei auf der Höhe von 1,40 Meter wie eine Klammer um den Mast montiert – sodass man sie gut mit der Hand erreichen kann. Die Buchstaben stehen hervor, so lässt sich der Straßenname ertasten.
Die Idee dazu hatte ein Einwohner von Wedel: Der 75-jährige Ingenieur Volker König ist infolge einer Erkrankung erblindet. In fremden Städten ist ein sehbehinderter Freund von ihm an Straßenschildern hochgeklettert, um sie besser lesen zu können. Mit den neuen Zusatz-Schildern soll die Kletterei nun zumindest in Wedel ein Ende haben.
Hier ein kurzer Bericht von Sat.1 über die Straßenschilder in Wedel.
Über 250 Straßenschilder seit 2013
Die Stadt Wedel hatte 2013 bereits die ersten dieser Schilder aufgehängt. Im vergangenen Dezember konnte der Initiator König nun verkünden, dass die fehlende Fördersumme für 253 Straßennamensschilder überwiesen wurde. Inzwischen sind sie alle montiert. Wie es in einer Mitteilung der Stadt Wedel heißt, wäre das Projekt mehrfach beinahe an der Finanzierung gescheitert. Flexible und großzügige Spender, darunter lokale Unternehmen und Vereine, halfen aber bei der Realisierung.
Vorbildfunktion – sogar für Sydney
Das Projekt hat in der Zwischenzeit nicht nur deutschlandweit für Aufsehen gesorgt. Wie es im oben verlinkten Bericht von Sat.1 heißt, ist das Konzept inzwischen auch in Sydney angekommen und soll dort ebenfalls umgesetzt werden.
Im Radar haben wir bereits über Smartphone-Gadgets für Sehbehinderte berichtet. Die Straßenschilder in Wedel sind in jedem Fall eine weitere Möglichkeit, um sehbehinderte und blinde Menschen bei der Orientierung in fremden Orten zu unterstützen. Wir beobachten die Entwicklungen weiterhin.
Beitragsbild: Stadt Wedel / Kamin