03. Februar 2022 | Fabian Oppel
ie Klima- und Umwelt-Herausforderungen, vor denen die Gesellschaft steht, sind mindestens so hoch wie die gesamte Thematik kompliziert ist. Ein Aspekt dieser Problematik ist der anfallende Müll. Klar gibt es schon einige Ansätze, um ihr zu begegnen: Mülltrennung, Recycling von Papiermüll, Kompostierung von Bioabfällen. Aber das Potenzial, auch den sonstigen Müll nachhaltig zu verwerten, ist lang noch nicht ausgeschöpft.
Weg vom “Waste Management” hin zum “Resource Management”
Abfälle werden auf kommunaler Ebene entsorgt, deshalb lohnt es sich, hier anzusetzen – Stichwort Kreislaufwirtschaft. Ein Zusammenschluss von Städten unter der NGO “Zero Waste Europe” ergreift die Initiative: Statt die nicht kompostierbaren Abfälle einfach zu deponieren, zu versenden oder zu verbrennen und damit zu vernichten, verfolgen die Städte eine andere Strategie. Sie wollen einerseits dafür sorgen, das Müllaufkommen allgemein zu verringern und andererseits Müll als Wertstoff verstehen, den es in den Wirtschaftskreislauf zurückzubringen lohnt. Weg vom “Waste Management” hin zum “Resource Management”.
Zusammenschluss von Städten
Die erste Zero Waste City war 2007 das norditalienische Capannori. In zehn Jahren konnte die Stadt ihren anfallenden Pro-Kopf-Müll um 40% reduzieren. Der europäische Zusammenschluss von Städten versteht sich als Netzwerk, das sich gegenseitig unterstützt. So stellt die NGO den Kommunen Berater*innen zur Verfügung, die sie auf dem individuellen Weg zur Zero Waste City unterstützen.
In der Initiative engagieren sich europaweit inzwischen rund 450 Städte – aus Deutschland beispielsweise Kiel, München oder Frankfurt. Seit Oktober 2021 bemüht sich Leipzig, die erste ostdeutsche Stadt im Netzwerk zu werden. Leipzigs Plan: Das Müllaufkommen halbieren und damit rund vier Millionen Euro im Jahr an Kosten sparen. Klar ist nämlich, dass Müll Geld kostet! Mit dem freiwerdenden Budget möchte die Stadt Arbeitsplätze in der Kreislaufwirtschaft finanzieren. Weggeworfenes zu sortieren und reparieren ist nämlich aufwendig.
Wie wird die Kommune “Zero Waste City”?
Um sich zur Zero Waste City zertifizieren zu lassen, müssen Kommunen einen definierten Prozess durchlaufen. Zunächst bekundet die Kommune offiziell Interesse. Danach erarbeitet sie einen Plan, wie die Ziele zur Müllreduktion und besseren Verwertung unter bestimmten Vorgaben erreicht werden sollen. Nun hat die Stadt zwei Jahre Zeit, die Pläne umzusetzen. Die Ergebnisse werden dann von einer außenstehenden Stelle evaluiert – bei positivem Ausgang bekommt die Stadt das Zertifikat “Zero Waste City” verliehen.
Damit ist das Siegel aber nicht unter Dach und Fach! Im Anschluss überprüft das Netzwerk regelmäßig die Stadt. Sollten die gesteckten Ziele nicht dauerhaft eingehalten werden, kann der Status einer Zero Waste City also auch wieder entzogen werden.
Headerbild: Jilbert Ebrahimi/unsplash