08. September 2022 | Sabrina Drexel
Die Tage des werbelosen Streamings sind vielleicht schon bald gezählt! Der beliebte US Streaming-Anbieter Netflix arbeitet laut Medienberichten an werbefinanzierten Abos. Auch andere Anbieter wie Disney+ und Amazon planen ähnliche Angebote einzuführen. Die Streamingdienste wollen so sinkenden Abonnentenzahlen entgegenwirken, die unter anderem von höherem Konkurrenzdruck auf dem Video-On-Demand-Markt (VoD) und der Inflation herrühren. Kunden sollen von der Neuerung vor allem durch günstigere Preise profitieren. Ob das langfristig auch so sein wird, ist fraglich.Sinkende Kundenzahlen bei großen Streaming-DienstleisternDer Streaming-Pionier Netflix verzeichnet in diesem Jahr erstmals seit Gründung (2007) einen Kundenrückgang: etwa 200.000 Abonnent:innen verlor der Streamingdienst zwischen Januar und März 2022. Kein Wunder also, dass nun fieberhaft nach einer Lösung gesucht wird. Die Idee: günstigere Abos mit Werbepausen. Sie sollen möglichst viele Kund:innen halten. Denn der Streaming Markt ist längst nicht mehr derselbe wie früher!Als Netflix 2007 in das VoD-Geschäft einstieg, konkurrierte der Anbieter mit seinem Kernversprechen – Streaming ohne Werbung – lediglich mit TV-Sendern und Video-Verleihen. Heute gibt es Streaming-Dienste wie Sand am Meer: Amazon, Disney+, Apple TV, HBO Max und Hulu sind nur einige bekanntere Anbieter. Aufgrund des vielfältigen und unterschiedlichen Produktangebots war es daher in der Vergangenheit nicht unüblich, mehrere Anbieter zu nutzen. Doch die Inflation verringert den finanziellen Spielraum vieler Haushalte und veranlasst User manchen Streamingdienst zu kündigen.Der US-Streaming-Anbieter Hulu nutzt bereits werbefinanzierte Abos. (Bild: Unsplash/Tech Daily)Erscheint die gefürchtete TV-Pause zukünftig auch in Netflix & Co?Ob die aus dem klassischen TV bekannten Werbeblöcke künftig bei Netflix & Co. Einzug halten, ist noch offen. Disney+ lässt etwa verlauten, keine TV-ähnliche Werbeblöcke einführen zu wollen, der Fokus bliebe auf Streaming. Maximal 4 Minuten Werbung pro Stunde soll ein solches werbefinanziertes Abo enthalten. Content für Kinder bliebe weiterhin werbefrei. Ob und wann werbefinanzierte Abos künftig kommen, dazu machen die verschiedenen Streaming Dienste aktuell noch unterschiedliche Angaben. Streaming-Dienste haben sich in den letzten Jahren ziemlich verändert. Lest hier unseren Blogpost zu Netflix Games. (Bild: Netflix)Preisgestaltung definiert, wie wir künftig StreamenWie die Integration eines werbefinanzierten Abo aussehen kann, zeigt aktuell der zu Disney gehörende Streamingdienst Hulu: der US-Anbieter hat einen Grundtarif von $6,99. Wer jedoch ohne Werbung streamen möchte, muss den Premiumtarif von $14,99 zahlen. Damit ist das werbefinanzierte Abo von Hulu tatsächlich etwas günstiger als das Basis Abonnement von Netflix ($9,99).Ob Streamen langfristig überhaupt günstiger für Verbraucher:innen würde, bleibt abzuwarten. Tatsächlich befürchten einige Verbraucherschützer:innen, dass werbefreies Streaming in Zukunft nur noch mit einem teuren Premiumtarif möglich sein wird. Ähnlich wie bei Hulu, könnte das Basisangebot mit Werbung gestaltet werden.Einen Blick hinter den Schleier der Zukunft?Ob und wie wir in Zukunft Streamen werden, bleibt also weiterhin unklar. Und doch scheinen die Tage des werbefreien Streamings gezählt. Für alle, die sich bisher keinen Streaming-Dienst leisten konnten oder wollten, könnte das webefinanzierte Abo indes eine Alternative darstellen. Schließlich bleibt ganz am Ende auch abzuwarten, ob die Entwicklung die Zuschauerzahlen von TV wieder steigen lassen könnte. Der Rundfunkbeitrag bleibt uns ja recht sicher erhalten. Headerbild: Unsplash/Mollie Sivaram